Ich will hier nicht den Kulturpessimisten geben und „alles wird schlechter“ rufen, schon gar nicht mit der Dead-Internet-These wedeln. Das ginge zu weit und lässt sich an diesem einem Einzelfall nicht sauber belegen.
Aber: Vor der heutigen Durchprofessionalisierung der allgegenwärtigen Content-Creator (ja, dieses Wort tut weh) hatte das Netz einen anderen Puls. Es war roher, spontaner, kantiger. Eine Idee genügte. Keine Content-Schablonen, kein KPI-Korsett, keine Thumbnail-Grimassen. Der Algorithmus war – wenn überhaupt – Mitläufer, nicht Taktgeber.
Damals reichte die schlichte Beobachtung, dass das inoffizielle »New York, I Love You But You’re Bringing Me Down«-Video (Regie: Simon Owens, Musik: LCD Soundsystem) sich nahtlos mit einer Recording-Session von Miles Davis verzahnt – musikalisch, emotional, stilistisch. Ein Link, ein Aha.
Heute würde man daraus wohl eine nie enden wollende Videoreihe pressen – erst gefeiert, dann zu Tode variiert, bis zur Belanglosigkeit. Früher war es ein einzelnes, fantastisches Video, das intertextuell funkte und – nicht zuletzt dank der alten YouTube-Oberfläche – ein kleines Stück Geschichte für Internetarchäologen wurde.